Zwei Reiter

Wo die Sonne hinter die Bachbirken sank
Standen die Wagen und Karren
Es blies im Aprilwind der Hammel im Rauch
Scharfe Flöten und sanfte Gitarren
Wildfremdes Lachen und Töne aus Samt
Auf den Leinen Gewänder und Laken
Durch hellgrünes Drei-Uferlindenlaub
Sah ich Frauen beim Waschen und Baden.

Nach der Heuernte dann zur Johannisnacht
Kam das Dorf herbei in die Wiesen
Tafelte lang und zusammen und viel
Wurden Wein und die Götter gepriesen
Krause Reigen und schaurige Weisen gebracht
Zu Wolfsquint und Nachtigall-Sang
Stritten Pferdestehl-Freunde beim Kartenspiel
Marie Do spielte Herz ohne Zwei aus der Hand.

Mit Jakobi zog die große Hitze ins Tal
Und es kamen zwei Reiter geritten
Die Glocke vom Kirchturm zu konfiszieren
Falsche Zähne, echte Perücken
Geißelten Vieh- Kinder- Erntediebstahl
Jungfernschändung an finsteren Orten
Rissen die Cardabelles von den Türen
Riefen holt eure Fackeln und Forken.

Als der Kreuzbube schrie und der Pikbauer stach
Brach Hufgedonner die Wagenrunde
Zu Laurenzinacht brannte der Wiesengrund loh
Büchsenkrachen, bellende Hunde
Verkohlte Kadaver schwammen unten im Bach
Im Taunebel aschgrauen Morgen
Zogen fünf wilde Schwäne nach Nirgendwo
Sieben Pilger kamen von Norden.

Mehr Reiter kamen und machten Quartier
Im Krug und in Zelten und Scheunen
Spießten Flaggen auf die Marienhöhe
Und ans Kirchentor tote Eulen
Schlangen die Speisen zahlten mit Papier
Zogen Töchter und Mägde ins Dunkel
Söhne nahmen ihr Bündel sagten adieu
In den Augen das eisige Funkeln.

Jetzt sammeln sich eifrige Treiber zu Jagd
Schlagen Lärm auf Pfannen und Pfeifen
Kein Laub steht mehr auf der Linde am Bach
Im Herbstwind scharf wie Frost und Eisen
Hör ich zur Nacht Wölfe heulen im Hag
Aus dem Krug Knobelbecher und Krücken
Die schwitzen und lachen zur Moritat
Von den Lagern und brennenden Hütten.

Doch erzählen mir die Katzen am Tisch von dem Tag
Wo vorbei ist das Jagen und Stechen
Der folgt wenn an jenem anderen Tag
Rote Hähne flattern auf den Palästen
Dann träum ich mich trunken zum Sankt Georgstag
Ins Gelage inmitten der Wagen
Wo wir Pläne schmieden jeder tut wie er mag
Da reich ich Valentina das Laken.